Porzellanfabrik Wilhelm Jäger in Eisenberg/Thüringen • Firmengeschichte

Informationen

Mit der Firmenübernahme durch Herrn Wilhelm Jäger (aus Asch) am 28.07.1911 von Herrn Friedrich Eduard Mühlenfeld wechselte die am 3. Februar 1870 von den Herrn Ludwig Mehlhorn und Eduard Julius Jäger in der Klostergasse gegründete Porzellanfabrik zum dritten Mal den Besitzer. Hergestellt wurde u.a. Gebrauchsgeschirr, Zierporzellan einschließlich Nippes. Ein bedeutender Deko­rationsschwerpunkt von unterglasurblau dekoriertem Porzellan stellt die Fertigung von Indischblau- und Zwiebelmuster-Dekoren dar. Letzteres wurde unter der bereits von Mehlhorn um 1882 eingeführten Porzellanmarke M.P.M. (Mehlhorn Porzellan­manufaktur) weiter produziert - nicht zuletzt auch wegen dem Verwechslungspotential mit »Meissen«.
Etwa alle 10 Jahre wurde eine neue bzw. geänderte Porzellanmarke, teils mit einer Vielzahl von Varianten gestempelt. Dabei wurde der Firmenname Jäger überwiegend in Schreibschrift, aber auch abgekürzt, verwendet.
Bislang ist eine Unterscheidung der beiden Porzellanmanufakturen — Mehlhorn (bis 1911) und Jäger (ab 1911) — anhand der blau unter Glasur gestempelten M.P.M.-Marke nicht möglich. Allerdings dürfte nur wenig Geschirr über die zwei Weltkriege erhalten geblieben sein, so dass man heute davon ausgehen darf, dass der überwiegende Teil zwischen 1919 und 1940 hergestellt worden ist. Entsprechend frühere Altersdatierungen von Porzellanwaren finden sich zwar immer wieder, folgen aber mehr dem wertsteigerndem Wunsch als der Realität.
 
Ansichten der Fabrikgebäude in der Klosterstraße
 
um 1912.
 
um 1930.
 
In den 1930er Jahren bis Mitte der 1940er Jahre stellte Jäger auch Kantinenporzellan (Kantinenge­schirr) für den Arbeitsdienst bzw. Reichsarbeitsdienst und die Reichsmarine bzw. Kriegsmarine sowie den SS mit entsprechenden behördlichen Kennzeichen her.
1960, also fast 50 Jahre nach der Firmenübernahme von Herrn Wilhelm Jäger, fusionierten die Porzellanfabriken Jäger und Reinecke zu den Vereinigten Porzellanwerken Eisenberg, Fortuna. Die unterglasurblaue Jägermarke für Indischblaugeschirr (Original Blau Saks) wurde verändert, allerdings für den Exportmarkt weiter geführt, und ist der Markentradition folgend hier dargestellt und nicht auf den Seiten von Fortuna oder dem VEB-Nachfolgebetreiber Kahla, den VEB Porzellanwerk Eisenberg.
Für die Zeit zwischen 1945 und 1989 tauchen eine Vielzahl von Marken auf, deren zeitliche Zuordnung bislang nicht recht gelingen will. Sicher ist, dass DDR als Markenbestandteil erst in den 1960er Jahren üblich wurde und davor oftmals noch Th(üringen) Markenbestandteil gewesen sein könnte.
Auch nach der Firmenzusammenführung mit der Porzellanfabrik Reinecke zu den VEB Vereinigte Porzellanwerke Eisenberg (Fortuna) und schließlich unter der der Leitung als VEB Porzellanwerk Eisenberg (Werksteil Klosterstraße bzw. später Weiterproduktion in der Werkstraße) war die Marke »Jäger« aufgrund der guten Exportsituation fortgesetzt worden. Die Werbung und der Export - insbesondere für die Benelux-Staaten - wurde intensiviert. Dies betraf vor allem den Markenschutz des Original Blau Saks bis 1991.
 

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Quellennachweis/Zitation

Quelle

Firmenansicht (um 1912): Voigt (1912): Eisenberg i. Th., In Wort und Bild.
Firmenansicht (ab 1930): aus Rechnungskopf; Privatarchiv von Marcus Behnsen-Herbach, Eisenberg
 

Zitation

 
 
 
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by Günther Schleu
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