Stadt Eisenberg • Stadtgeschichte • 2013.08.13. Mit Brunnen verschönert (OAEB2, Eisenberg und Umgebung)

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13. August 2013

Vor 75 Jahren wurde der heutige Schützenplatz in Eisenberg grund­legend umgestaltet. Dies sollte den Verkehrsfluss verbessern.

Von Marcus Behnsen-Herbach

    Eisenberg. Um dem damals rasant zunehmenden Verkehr gerecht zu werden, be­schloss der Eisenberger Stadtrat Ende 1937 die Umgestaltung des vor dem Schützenhaus liegenden Platzes und der angrenzenden Prinzenstraße, der heutigen Rudolf-Breitscheid-Straße. Mit den Arbeiten wurde im April 1938 begonnen.
    Der Platz, im Volksmund Schützenplatz genannt, war früher mit drei kleinen Häuschen bebaut die wohl viele Geschichten hätten erzählen können. Das Gebäude recht im obigen Bild war die Schützenwache, ein Schützenverein genutzter Bau. Dieser hatte vier Holz­säulen als tragende Zierelemente und war 1835 errichtet worden. Besondere Bedeutung hatte er im Ersten Weltkrieg, als hier jeweils montags die Brot- und Fleischmarken an die Einwohner ausgegeben wurden.
    Von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr konnten die Familien mit den Anfangsbuchstaben A bis M ihre Karten erhalten. Die Abgabe an Fa­milien von N bis Z erfolgte zu gleicher Zeit im Schützenhaus, worin auch das Ernährungsamt untergebracht war.
    Das in der Bildmitte stehende Haus - wo sich heute der Springbrunnen befindet - war das so genannte Chausseehaus, eine staatliche Steuereinnahmestelle. Bestimm war es für die Straße nach Jena, denn für ein Fuhrwerk musste damals zwei Pfennige Wegegeld gezahlt werden. Ein pensionierter Wachtmeister soll hier gewohnt haben und hielt aus seinem kleinen Guckfenster dem Fuhrmann einen Steuerzettel in der mit einem langen Stil versehenen Geldkelle als Quittung für das gezahlte Wegegeld hin. Wei­tere Chausseehäuser befanden sich an den Straßen nach Königshofen, Klosterlausnitz und Gera. An Markttagen kam es an die­sen Steuereinnahmestellen zu regelrechten Staus, welche auch Anlass zu wüsten Schimpfereien gaben. Der Chausseegeldein­nehmer hatte es nicht leicht, denn schon früh begann sein Dienst, aber genauso lange ging es auch am Abend. So zum Bespiel wenn die Eisenberger zu den Märkten nach Apolda, Weimar, Jena oder Buttstädt fuhren. Zuletzt wurde das Haus von Familie Weigel bewohnt, die Limonade und Selters fabrizierte und diese mit einem Handwagen an hiesige Geschäfte auslieferte.
    Weiterhin gab es am Platz noch das Wohnhaus der Familie Chemnitz mit angeschlossenem Zimmereigeschäft. Zimmermeister Gustav Chemnitz war seinerzeit auch Kommandant der Eisenberger Feuerwehr. In den letzten Jahren vor dem Abriss bewirtete Bertha Chemnitz zur Aufbesserung ihrer Rente Mittagsgäste.
    Die Straßenbauarbeiten im Zuge der Umgestaltung des Platzes führte die ortsansässige, 1839 gegründete Firma Zahn aus, die mit der Schaffung eines Springbrunnens — der abends auch beleuchtet wurde — als Kreisverkehrsmittelpunkt zu einer wirklichen Verschönerung des Stadtbildes beitrug. Den Grünstreifen um den Brunnen nutzten die Bürger in den Kriegsjahren und danach sogar als Gemüsebeet.
    Zudem wurde ein etwa vier Meter breiter Promenadenweg entlang dem heutigen Feuerwehrgelände geschaffen, der bis zur Me­tallwarenfabrik Albertus & Stegemüller (heute Ballonladen) reichte. Der gegenüberliegende Hang der Porzellanfabrik Kalk, wurde wie in der Geraer Straße mit einer Mauer geführt.
    Die Arbeiten waren pünktlich zur Schützenfestwoche, Mitte August 1938, beendet. Die ersten offizielle Namensgebung, in Adolf-Hitler-Platz, erfolgte am 1. Juli 1939 anlässlich des Kreisabschnittstreffens der NSDAP. Nach dem Zweiten Weltkrieg hieß er kurz­zeitig Schützenplatz, dann Karl-Marx-Platz, Platz der Antifaschisten und ab 14. Oktober 1949 Platz der Republik. Seit dem 3. Okto­ber 1990, anlässlich des Tages der Wiedervereinigung, wurde er wieder in Schützenplatz umbenannt.
    Grundhafte Straßenbauarbeiten fanden erst wieder in den Jahren 1997/98 statt.
OTZ

Bildunterschriften:
1. Vor 75 Jahren wurde der heutige Schützenplatz in Eisenberg grundlegend umgestaltet. Dies sollte den Verkehrsfluss verbessern.
2. Nahaufnahme vom Chausseehaus am Schützenplatz, Eisenberg um 1905.
 
 

Quellennachweis/Zitation

Quelle

OTZ, Seite unbekannt (2001.08.13): Privatarchiv von Marcus Behnsen-Herbach, Eisenberg.
 

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