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1882, ein Jahr nachdem er seine erste Porzellanfabrik an Friedrich Eduard Mühlenfeld verkauft hatte, machte Ludwig Mehlhorn den Versuch einer Neugründung. Sechs Jahre scheint diese zweite Mehlhornsche Fabrik in Betrieb gewesen zu sein, bevor auch sie an Mühlenberg überging. Man stellte jetzt Steingut her.
Am 14. April 1888 verkaufte Friedrich Eduard Mühlenfeld, die ehemalige Steingutfabrik von Ludwig Mehlhorn, an die Kaufleute Karl Wilhelm Geyer und Ernst Emil Huldreich Körbitz. 1889 starb Körbitz und seine Witwe Olga Martha, verw. Körbitz, geb. Geyer, trat an seine Stelle. Diese betrieben die Firma als Eisenberger Steingutfabrik Geyer & Körbitz und stellten 1890 auf Porzellanherstellung um. Sie beschäftigten 1896 45 Arbeit und betrieben zusätzlich in Gösen ein Tonwerk mit 16 Arbeitern. Die Fabrik suchte noch 1900 im Eisenberger Nachrichtenblatt Schmelzer, Glasierer und Mädchen für die Blaumalerei.
Marke
der Firma Geyer & Körbitz
In der Geschichte der Porzellanfabrik Kalk kann man lesen, dass die Steingutfabrik nicht sehr ertragreich war. Am 1. Januar 1900 wurde die Porzellanfabrik Kalk GmbH gegründet und die Steingutfabrik ging mit Gesellschaftsvertrag in das Unternehmen ein. Die Steingutfabrik hatte ihren Standort dort, wo sich später die Firma Kalk befand. Interessant ist, dass noch in den 30er Jahren in der Firma Kalk eine Porzellanmarke „Geyer“ verwendet wurde.
Mit einem Rundofen, wahrscheinlich noch von der Steingutfabrik Geyer & Körbitz, begann am 1. Januar 1900 die Porzellanfabrik Kalk ihren Betrieb.
Gustav Schwabe und Wilhelm Vogt aus Köln-Kalk hatten sich mit den Besitzern der Eisenberger Steingutfabrik Martha Körbitz und Wilhelm Geyer zusammengeschlossen und die Porzellanfabrik Kalk GmbH gegründet.
Zu dieser Zeit arbeiteten ca. 70 bis 80 Beschäftigte in der Fabrik. 1902 wurde Gustav Schwabe Geschäftsführer, Wilhelm Vogt ging zurück nach Köln-Kalk und übernahm dort die Geschäfte.
Die Eisenberger Mitbegründer Wilhelm Geyer schied aus dem Betrieb aus. Ein Jahr später verließ Gustav Schwabe die Firma, Wilhelm Vogt kam zurück nach Eisenberg und übernahm die Geschäfte. Der aus Köln-Kalk kommende Buchhalter Carl Ehlert wurde 1905 als Geschäftsführer eingesetzt. Im selben Jahr installierte man eine neue Dampfmaschine. Zwei Jahre später arbeiteten schon ca. 200 Beschäftigte in der Fabrik, die zu dieser Zeit auch eine Zentralheizung erhielt. Die technische Ausstattung wurde ebenfalls erweitert. 1910 hatte der Betrieb bereits drei Rundöfen mit einer Kapazität von 65 Kubikmetern und zwei Muffeln. Die elektrische Beleuchtung am Arbeitsplatz führte man 1911 ein. In der Zeit zwischen 1910 bis 1914 arbeiteten 316 Beschäftigte darunter auch Heimarbeiter in der Porzellanfabrik Kalk. Im Export Adressbuch von 1912 werden folgende Produkte genannt: Weisse und dekorierte Gebrauchsgeschirre; Tafel, Kaffee-, Tee- und Dessertgeschirre.
Aus dem
Adressbuch der
Keram-Industrie
von 1910
Aus einer
Werbeschrift
von 1912
1919 übernahm der Kaufmann Erich Geyer die Geschäftsführung. Drei Monate später, im August, wurde Dr. Rudolph Körbitz als Geschäftsführer bestellt. Parallel zur kaufmännischen ging auch die technische Entwicklung weiter. So wurde in den Jahren 1920/21 eine 150 PS Dampfmaschine eingebaut. Die Fabrik hatte in dem Jahr vier Öfen und zwei Muffeln. In dieser Zeit hatte die Porzellanfabrik Kalk die höchste Beschäftigtenzahl in der gesamten Zeit ihres Bestehens, ca. 350 Menschen arbeiteten hier. 1922 übernahm Minna, verw. Geyer, geb. Scheibe, die Geschäftsführung. Einen kontinuierlichen Durchsatz erreichte man 1927/28 durch den Einbau einer neuen Massemühle.
1930 ging die Beschäftigtenzahl auf 250 Arbeiter zurück. In diesem Jahr starb eine der Mitbegründerinnen, Frau Martha, verw. Körbitz, geb. Geyer.
Inserate im Eisenberger Nachrichtenblatt
1926/27
Bis 1935 schrumpfte die Beschäftigtenzahl auf rund 160 Personen. Am 26. Januar 1935 kam es zu einer Brandkatastrophe in der Fabrik. Erst im Mai wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Die Geschäftsführung änderte sich nochmals 1937. Jetzt trug man den Kaufmann Wilhelm Vogt, den Kaufmann Erich Geyer, Dr. Rudolph Körbitz und Minna, verw. Geyer, geb. Scheibe, als Inhaber der Firma ins Handelsregister ein.
Packerei der Firma Kalk 1936
von links: Josef Rathmann, Elke Zeiße,
Anne Eichhorn, Karline Busch,
Helene Seiler
Den absoluten Tiefpunkt erreichte die Fabrik 1940. Die Zahl der Beschäftigten war auf 70 zurückgegangen, da Teile der Belegschaft in die kriegswichtigere Industrie abgezogen wurden.
Markung zum 50-jährigen Jubiläum
1945 schloß man die Malerei, 1945 hatte der Betrieb gerade noch 40 Beschäftigte. Schon vier Wochen nach Kriegsende nahm man die Produktion wieder auf. Fünf Jahre dauerte es, bis die Belegschaft wieder auf 150 Personen angestiegen war. Im Juni 1950 wurde Albrecht Ehlert Geschäftsführer. Man feierte das 50järhige Bestehen des Betriebes, anläßlich dieses Jubiläums gab es eine neue Porzellanmarke.
1951 starben die ehemaligen Geschäftsinhaber Wilhelm Vogt und Minna Geyer, geb. Scheibe.
Am 8. Juni 1953 übernahm der Rat des Kreises Eisenberg den Betrieb in Treuhandschaft, da die Mitinhaber Erich Geyer und Albrecht Ehlert die DDR verlassen hatten. Es wurde ein Treuhänder eingesetzt. Der Gesellschaftsanteil von Erich Geyer, in Höhe von 45.000,- Mark, wurde laut Verordnung §1 zur Sicherung von Vermögenswerten vom 19. Mai 1952 laut Rechtsträgernachweis vom 5. August 1953 der Deutschen Investitionsbank übertragen. Den Anteil von Albrecht Ehlert in Höhe von 5.000,- Mark übertrug man ebenfalls. Da die beiden Gesellschafter kurze Zeit später, am 1. Oktober, zurückkehrten, wurde ihnen ihr Gesellschafteranteil zurückerstattet und die Treuhandschaft aufgehoben. Am 23. März 1954 löste man die GmbH auf und führte die Firma als Kommanditgesellschaft weiter.
Bis 1958 gab es noch einige Änderungen im Gesellschaftsvertrag, danach trat die Investitionsbank Berlin mit 85.000,- Mark als staatlicher Kommandandist in die Gesellschaft ein.
Zeitungswerbung aus dieser Zeit
Bis 1964 erhöhte sich die staatliche Kommanditeinlage auf 355.000,- Mark. Die Deutsche Investitionsbank trat 1965 aus dem Gesellschaftsvertrag aus. An ihre Stelle wurde das VEB Porzellanwerk Triptis eingesetzt.
1968 gliederte man das VEB Porzellanwerk Triptis in das Porzellanwerk Kahla ein. Damit trat jetzt das Porzellanwerk Kahla als staatlicher Gesellschafter auf.
Die Kommanditeinlagen der beiden letzten privaten Gesellschafter wurden mit Wirkung vom 1 Januar 1968 von der Industrie- und Handelsbank der DDR, Kreisstelle Eisenberg, in Verwaltung genommen. Damit war die Enteignung der Porzellanfabrik Kalk besiegelt. Die Beschäftigtenzahl lag Anfang der 70er Jahre bei ca. 180. Am 1. Juni 1973 wird das Porzellanwerk Kalk enteignet.
1976 wurde die Produktion endgültig eingestellt.
Porzellanmarken der Firma Kalk
Musterkatalog um 1960
Eisenberg 19. Juni 1901" style="width: 45em;" />
Die Mitarbeiter der Blaumalerei der Porzellanfabrik Kalk im Jahre 1901
Aus dem Musterkatalog um 1930
Seite: 73
Verschiedene Stücke der Porzellanfabrik Kalk
(Sammlung Stadtmuseum, Sammlung Petermann)
Quelle:
Petermann, Jörg (Diplom Museologe); Pöpel, Roland (1999): Geschichte des Eisenberger Porzellans. Gründung, Aufschwung, Blüte und Niedergang eines Industriezweiges. Eisenberg. Seiten 31 - 37, 67, 73