Porzellanfabrik Reinecke in Eisenberg/Thüringen • Aufglasurdekoration
• Form: Formname/-nummer nicht bekannt
• Dekor: »Zum Muttertag – Bund der Kinderreichen – Ortsgruppe Niederschelden«

(Reichs)Bund der Kinderreichen

Logo: Reichsbund der Kinderreichen (RDK) Logo: Reichsbund Deutsche Familie (RDF)
oben: RDK (Reichsbund der Kinderreichen, um 1936)
unten: RDF (Reichsbund Deutsche Familie, um 1943)
Gegründet wurde der nationalistisch ausgerichtete »Reichsbund der Kinderreichen Deutschlands zum Schutze der Familie e.V.« (RDK) in der ersten Hauptversammlung zum 24. und 25. Juni 1922 in Weimar. Das Hauptleistungsangebot des Vereins bestand aus Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe für Familien mit mindestens vier Kindern und Witwen mit mindestens drei Kindern, jedoch schon nach einigen Jahren nicht (mehr) für marginalisierte kinderreiche Unterschichtfamilien sowie nicht-deutschen Ethnien.
Bereits um 1925 wurde das Thema der Erbgesundheit aus der NS-Ideologie zur Eugenik- und Rassenhygienefrage übernommen und der Bund gilt als Unterstützer und Propagandist bezüglich nationalsozialistischer Bevölkerungs- und Familienpolitik.
Aufglasurdekoration (in Frakturschrift): Zum Muttertag – Bund der Kinderreichen – Ortsgruppe Niederschelden
Zum Muttertag
Bund der Kinderreichen
Ortsgruppe Niederſchelden
Ab 1933 war der RDK dem Rassen­politischen Amt der NSDAP durch Gleichschaltung angeschlossen und zugleich Mitglied des Reichsausschusses für Volksgesundheitsdienst e.V. beim Reichsministerium des Innern1.
1940 wurde der Verein umbenannt in »Reichsbund Deutsche Familie — Kampfbund für den Kinderreichtum der Erbtüchtigen e.V.«. Als Logo wurde nunmehr auf die fünf Jungtiere unter dem Adler verzichtet und stattdessen die zwischenzeitlich zur Lebensrune verklärte Algiz- bzw. Eolhx-Rune ›ᛉ‹ (aus dem sog. Armanen-Futhark von Guido von List, einer in Anlehung an die alten Runen frei erfundenen Schriftzeichenliste, welche seit dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts Bestandteil der runen-esoterischen Bewegung war2) in den Mittelpunkt gestellt sowie eine Umrahmung des Logos, die ein Fyrfos (Swastika) andeutet.

Zum Muttertag

In Deutschland wurde der Muttertag erstmals 1922 mit der Schaufensterplakataktion »Ehret die Mütter« des Verbandes Deutscher Blumengeschäftsinhaber breit eingeführt. 1933 wurde der Muttertag zum öffentlichen Feiertag erklärt und erstmals am 3. Maisonntag 1934 als »Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter« mit der Einführung des Reichsmütterdienstes in der Reichsfrauenführung begangen.3

Muttertagsgeschirre

Die Geschirrteile mit dem gestempelten Muttertagsdekor wurden wahrscheinlich zwischen frühestens 1934 und spätestens 1939 hergestellt. Der Bezirk Siegerland war mit 45 Ortsgruppen (Stand 1931) - eine Ortsgruppe davon wirkt in Niederschelden - der größte Bezirk im Reich.
 

Bilder des Geschirrs

 
Ein neukonischer Milchgießer und eine Zuckerdose der Form „209“.
 

Bekannte Porzellanmarken

Die grüne und unter der Glasur liegende, gestempelte Porzellanmarke wurde zwischen 1926 und 1960 verwendet. Ob es auch ungemarktes Geschirr gibt, ist nicht bekannt und auch nicht, welche Geschirrteile mit dem Aufdruck verziert wurden.

 
 

Quellennachweis/Zitation

Quelle

Dekorbilder, Geschirrteile und Markenbilder: Eigenes Archiv.
Logos: Organisationsbuch der NSDAP, München, 1936 (Seite 331) und 1943 (Seite 333).

Web Bitte beachten: Keine Haftung für Inhalte fremder Internetseiten

1 wikipedia: Reichsbund der Kinderreichen
2 Guido von List (1907): Das Geheimnis der Runen. Groß-Lichterfelde. Seiten 17-19 und 21 ff.
3 wikipedia: Muttertag
 

Zitation

 
 
 
©  2023  – 
by Günther Schleu
Zuletzt aktualisiert:
Hier abgebildete Geschirrteile und Firmen­unterlagen stehen derzeit nicht zum Verkauf oder Tausch.