Hintergrund • Schutzstaffel (SS) • 1934 - 1945 • Kantinenporzellan • Hersteller

Bedarfe

Mit dem SA-internen Putsch am 30. Juni 1934 wurde die SS eine selbständige Organisation. Undekoriertes Kantinengeschirr für die kasanierte Einheit der SS gab es praktisch von Anfang an. Anfangs wurde ›Verfügungstruppe‹, kurz ›SS-VT REICH‹ gestempelt, später dann, mit den kriegsbedingten organisatorischen Veränderungen der SS, ab 1939 ›Waffen-SS‹ gefolgt von ›SS-Reich‹ und schließlich ›SS-Das Reich‹.

Die Hersteller

Bislang sind 7 Porzellanfabriken identifiziert, die Kantinenporzellan für die SS hergestellt hatten.

Markenerweiterung
Zeitfenster

Ort / Porzellanfabrik

SS
(im Kreis)

1933-3?

SS
[schwarze
Runen]

1933-3?

SS-VT.
REICH

1934-39

III / SS T.V.

1935-39

Waffen-SS

1939-xx

SS-Reich

1941-xx

SS-Das Reich

1942-xx

ja¹

ja²

ja³

Waldenburg, Krister (KPM)

Weiden, Bauscher

ja⁴

Anmerkungen zur Tabelle:
Diese Tabelle ist derzeit als unvollständig anzusehen.
?? - Nachweis fehlt bislang, aber Herstellung denkbar.
¹ - Schriftzug in Frakturschrift ausgeführt.
² - Belegstück bislang nicht gesichtet.
³ - Schriftzug in Frakturschrift, trotzt Rundbrief von Januar 1941, und ohne Bindestrich ausgeführt.
⁴ - T.V. bedeutet vermutlich Totenkopfverband (?)

Auch wenn sich heute immer wieder Geschirr findet, welches einer bestimmten SS-Division (und meist dann auch sichtseitig mit dem SS-Divisions-Kennzeichen) zugeordnet werden kann, stellt sich hier die Grundsatzfrage, ob es solches Geschirr als Origninal überhaupt gab, oder ob es sich hier nicht um ›Sammleranfertigungen‹ handelt? Nach derzeitiger Einschätzung gibt es keine entsprechenden Origninale.
Einzig bekannte Ausnahme ist das Geschirr der Leibstandarte Adolf Hitler.

Sichtseitige schwarze SS-Runen

Verschiedentlich existiert Kantinengeschirr mit sichtseitigen schwarzen SS-Runen, teilweise auch schwarz umkreist. Als Hersteller bekannt sind die Porzellanfabriken Hustschreuther/Selb (Bayerische Ostmark) und Thun/Klösterle (Sudetengau).

LAH - Leibstandarte Adolf Hitler

Logo der Leibstandarte Adolf Hitler (LAH) auf einer Tellerfahne

Logo der Hamburg-Amerika-Linie (HAL) auf Porzellan

Der von Hitler am 17 März 1933 persönlich für sich aufgestellte Wachschutz aß von und trank aus Geschirr mit dem Logo der Leibstandarte - den ineinander verschlungenen Buchstaben L A H.
Die Buchstaben sind vergleichsweise eckig - mehr in der Gestaltung von Frakturlettern.

Die anfangs Stabwache Berlin genannte Truppe erhielt nach mehreren Namensänderungen erst im September 1933 ihren endgültigen Namen Leibstandarte SS Adolf Hitler. Ab September 1939 erfolgten weitere Umbenennungen und vor allem Vergrößerungen von Truppenstärke und Bewaffnung.
Das Geschirr war entweder nur sichtseitig mit dem LAH-Emblem in schwarz ausgestattet oder mit einem goldenen LAH-Emblem mit einem breiten blauen Streifen mit jeweils einer dünnen goldenen Linie darüber und darunter verziert. Hergestellt wurde es beispielsweise von der Porzellanfabrik Hutschenreuther/Selb (Bavaria), gekennzeichnet mit FABRIKDEKORIERT.

Bereits ab etwa Anfang der 1920er Jahre gab es von der Hamburg-Amerika-Linie Geschirre mit dem HAL-Logo, welches dem LAH-Logo ähnlich ist. Eine Verwechslung kommt so immer wieder vor. Vergleichbares gilt auch für das Besteck mit entsprechender Logo-Prägung.

Amtsgeschirr mit Bezug zur Waffen-SS

Geschirr der Deutschen Arbeitsfront mit dem Stempel »Eigentum der Waffen-SS« 👁 findet sich gelegentlich. An welchen Bereich der SS dies geliefert wurde ist derzeit unklar.

Ausblick

Seit Jahren wird Kantinenporzellan »aufgewertet« indem eine entsprechende SS-Markung nachträglich aufgebracht und eingebrannt wird. Da die Fälschungen echten Markungen immer ähnlicher werden, ist bei angebotenem Geschirr entsprechende Vorsicht geboten.