Hintergrund • Verband Deutscher Porzellangeschirrfabriken G.m.b.H. • Stellungnahme vom 31. Mai 1934 • Reaktion auf den Nürnberger Bund und seinen Generaldirektor, Herrn Hans Molt, vom 25. April 1934

VERBAND DEUTSCHER PORZELLANGESCHIRRFABRIKEN G.M.B.H.,BERLIN
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Schi.                            Berlin, den 31.Mai 1934.

       An die

             Direktionen der unserem Verbande
             angeschlossenen Porzellanfabriken !


          In dem bekannten, zwischen dem

          Nürnberger Bund und seinem Generaldirektor,
                  Herrn Hans Molt,

sowie dem
     Verband Deutscher Porzellangeschirrfabriken G.m.b.H.,Berlin
unter dem 23.April 1934 abgeschlossenen Vergleich haben sich
beide Parteien in Ziffer 3 verpflichtet, den Inhalt der Verein-
barung ohne jeden Zusatz zu veröffentlichen.
          Dieser Verpflichtung ist der Verband Deutscher Por-
zellangeschirrfabriken nachgekommen.
          Bedauerlicherweise musste jedoch festgestellt werden,
dass der Nürnberger Bund beziehungsweise Herr Generaldirektor
Molt die übernommene Verpflichtung nicht eingehalten hat.
          In seinem Rundschreiben:"Persönliches"Nr.10 vom
23. Mai 34 hat der Nürnberger Bund zwar nur den Wortlaut der
Vereinbarung wiedergegeben,dem Rundschreiben jedoch teilweise
gleichzeitig die Abschrift eines Schreibens des Bayerischen
Genossenschafts-Verbandes e.V.vom 25.April 1934 (s.Anlage)bei-
gefügt, das sich unter dem Betreff:"Urteil der Schiedsstelle des
Verbandes Deutscher Porzellangeschirrfabriken (V.D.P:),Berlin,"
erneut mit den Streitigkeiten, die bereits beigelegt waren,be-
fasst.

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          Beide Schreiben sind, wie festgestellt werden konnte,
zusammen in einem Umschlag an einen Teil der Mitglieder des
Geschirrverbandes sowie auch an andere Stellen versandt worden.
          Darüber hinaus ist die Erklärung des Verbandes Deut-
scher Porzellangeschirrfabriken (Ziffer 2 der Vereinbarung) durch
Sperrdruck besonders hervorgehoben worden, womit diese Erklärung
zum Hauptgegenstand der Vereinbarung gemacht wurde, was ebenfalls
im Widerspruch zu dem Sinn und Zweck der Vereinbarung steht.
          Obgleich die Verstösse gegen die Vereinbarung vom
23. April 1934 einwandfrei feststehen, hat der Verband Deutscher
Porzellangeschirrfabriken trotzdem loyaler Weise Herrn General-
Direktor Molt mit nachstehendem Schreiben vom 22. Mai 34 zur
Stellungnahme aufgefordert:

     "Im Auftrage des Verbandes Deutscher Porzellangeschirrfa-
     briken G.m.b.H.,Berlin W.30, Luitpoldstr.25, habe ich Ihnen
     folgendes zu unterbreiten.
          Eine Reihe von Verbandsmitgliedern hat mitgeteilt, dass
     Sie, die mit dem Verbande getroffenen Vereinbarungen vom
     23.April 1934 zusammen mit einem Schreiben des Bayerischen
     Genossenschaftsverbandes vom 24.April 1934, das sich mit
     den bereits beigelegten Streitigkeiten befasst, versandt
     haben.
          Die Verbandsmitglieder und der Verband nehmen mit
     Recht schon daran Anstoss, dass Sie die Erklärung des Ver-
     bandes durch gesperrten Druck hervorheben, so dass bei ober-
     flächlichem Lesen der Eindruck entstehen muss, als ob die
     Erklärung des Verbandes den wesentlichen Inhalt der Verein-
     barungen darstellt. Dabei ist Ihnen aber auf Grund der lang-
     wiedrigen und nachhaltigen Besprechungen bekannt, dass
     sich der Verband nur schweren Herzens im Interesse des Wirt-
     schaftsfriedens entschlossen hat,  seine Erklärung abzu-
     geben, nachdem Sie die in Ziffer 1 der Vereinbarung ent-
     haltene Erklärung abgegeben haben,  die wesentliche Vor-
     aussetzung für die Entschliessung des Verbandes war.


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          Abgesehen davon liegt aber ein klarer Bruch der Verein-
     barung in der Beifügung des Schreibens des Bayerischen
     Genossenschaftsverbandes vor, das, wie mitgeteilt worden ist,
     in demselben Briefumschlag enthalten war.
          Ich bin mit der Regelung der Angelegenheit beauftragt.
     Bevor ich die erforderlichen Schritte unternehme, möchte ich
     Ihnen Gelegenheit geben, sich innerhalb drei Tagen nach Er-
     halt dieses Schreibens zu dem Sachverhalt zu äussern. Ferner
     ersuche ich Sie um Mitteilung, an wen Sie die Vereinbarung
     vom 23.April 1934 zusammen mit dem Schreiben des Bayerischen
     Genossenschaftsverbandes geschickt haben. Ich nehme an,dass
     Sie meiner Aufforderung umso eher und lieber nachkommen wer-
     den, als auch Ihnen daran liegen dürfte, die Angelegenheit
     restlos zu klären."

          Eine schriftliche Stellungnahme zu diesem Schreiben in
der Sache selbst ist nicht erfolgt, jedoch hat Herr Generaldirektor
Molt eine persönliche Aussprache vorgeschlagen. Nach langwierigen
mündlichen Verhandlungen mit Herrn Generaldirektor Molt sowie
einem Aufsichtsratsmitglied des Nürnberger Bundes hat sich der
Verband bereits erklärt, sich mit der Abgabe nachstehender Erklärung
seitens des Nürnberger Bundes und seines Generaldirektors, Herrn
Molt, zufriedenzugeben:
     "Um die neuerdings zwischen dem
          Nürnberger Bund e.G.m.b.H.,Nürnberg-Essen-Berlin
          und seinem Generaldirektor,Herrn Hans Molt,einerseits,
     und dem
          Verband Deutscher Porzellangeschirrfabriken G.m.b.H.,
          Berlin, andererseits,
     entstandenen Meinungsverschiedenheiten endgültig und restlos
     zu beseitigen, erklären wir:
     1.) Dass der Absatz 2 der gemeinsamen Erklärung vom 23.4.34
         in Sperrdruck gesetzt wurde, geschah arglos und ohne
         Absicht den Verband Deutscher Porzellanfabriken
         G.m.b.H.zu verletzen.

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     2.)Dass die gleichzeitige Übersendung des Schreibens des
        Bayerischen Genossenschafts-Verbandes zusammen mit dem
        zwischen dem Verband Deutscher Porzellangeschirrfabriken
        sowie dem Nürnberger Bund und Herrn Generaldirektor Molt
        geschlossenen Abkommen ein Verstoss ist, gegen die über-
        nommene Vereinbarung,das Abkommen ohne jeden Zusatz zu
        veröffentlichen.
        Wir bedauern diese Tatsache ausserordentlich.
        Abschrift dieses Schreiben geht an alle diejenigen
        Stellen,die die Vereinbarung vom 23.4.34 erhalten haben."
          Herr Generaldirektor Molt hat sich geweigert, diese Er-
klärung abzugeben.Dies muss umsomehr befremden,als in der Ver-
handlung seitens des Nürnberger Bundes zugegeben wurde,dass Herr
Generaldirektor Molt eingestandenermaßen
          erstens von der zumindest teilweise gleichzeitigen Ver-
sendung des Schreibens des Bayerischen Genossenschafts-Verbandes
zusammen mit der Vereinbarung vom 23.4.34 Kenntnis gehabt,ja die
Versendung in einzelnen Fällen sogar selbst veranlasst hat,
     zweitens über den Sperrdruck des Absatzes 2 der Verein-
barung vom 23.4.34 vor Herausgabe unterrichtet war.
          Wir haben dem Nürnberger Bund mitgeteilt,dass wir uns
alle weiteren Schritte vorbehalten müssten.
                     Mit deutschem Gross und Heil Hitler !
               VERBAND DEUTSCHER PORZELLANGESCHIRRFABRIKEN
                                        G.m.b.H.

Anlagen.                                        Gez.





A b s c h r i f t !

Bayerischer Genossenschafts-Verband e.V.
Nürnberg - A., Feldmarschall-Hindenburgplatz 11.

Hochwohlgeboren
Herrn
Generaldirektor Hans  M o l t ,
p.Adr. Nürnberger Bund,
Grosseinkaufsverband e.G.m.b.H.

E s s e n  (Ruhr)
Schürmannstr. 28

                            Unsere Zeichen:         Tag:
                               2 - 2            25. April 1934
Betrifft:
Urteil der Schiedsstelle des Verbandes Deutscher Porzellange-
schirrfabriken ( V.D.P. ), Berlin.

Ihr Schreiben an us vom 6.4.34.
Sehr verehrter Herr Generaldirektor !
          Ich danke Ew.Hochwohlgeboren verbindlichst für Ihr
geschätztes Schreiben vom 6.ds.Mts. und die demselben beigeleg-
ten Unterlagen, von denen ich mit grösstem Interesse Kenntnis
genommen habe.
          Bei noch so gewissenhafter Prüfung der in diesem Akt
geschilderten Vorgänge konnte ich nichts finden, was man mit
Recht Ihnen oder dem Nürnberger Bund übel deuten könnte. Im
Gegenteil: Ich habe aus den mir bekanntgegebenen Dokumenten
lediglich entnehmen können, dass der Nürnberger Bund und ebenso
Sie persönlich nur pflichtmässig und durchaus fair gehandelt
haben. Ich bin daher empört, dass man diese Angriffe gegen Sie

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und den Bund zu richten wagte, und sogar es sich nicht ver-
sagen konnte, mit diesen Angriffen die weiteste Öffentlichkeit
zu belästigen. Die Absicht kann dabei, wie ich vermuten möchte,
keine andere gewesen sein, als mit diesem Dolchstich in den
Rücken eines unserer wackersten Wirtschafts und Genossen-
schafts-Führer, unsere Einkaufsgenossenschaften schlechthin,
vor allem aber auch noch den Nürnberger Bund im besonderen,
wenn möglich tötlich, zu treffen. Der Schlag ist aber erfreu-
licherweise vorbeigelungen, und es wird, dessen sind wir sicher,
unseren Gegnern, auch wenn sie solche zweifelhaften Mittel
anwenden sollten, wie es in Ihrem Falle geschehen ist, nicht
gelingen, den Nürnberger Bund bezw. unsere Einkaufsgenossen-
schaften im übrigen im wesentlichen zu erschüttern.
Sie verehrter Herr Generaldirektor, wollen sich in kei -
ner Weise durch diese Angriffe beeindrucken und in Ihrem
dankenswerten, verdienstvollen Kampf für den deutschen genossen-
schaftlich organisierten gewerblichen Mittelstand beirren
lassen. Der Name Molt ist ein unantastbarer Begriff für uns,
und niemand kann das Bild in uns trüben, das wir von Ihnen in
uns tragen !
Sie haben auch in diesem Kampfe sich als Ehrenmann und
tapferer Vorkämpfer für unsere Einkaufgenossenschaft er-
wiesen, und wir danken Ihnen, als der Revisionsverband, dem
sich Ihr Nürnberger Bund unterstellt hat, herzlich, daß Sie
der Meute, die Sie umbellte, so mannhaft und erfolgreich ent-

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gegengetreten sind.
Glückauf auch weiterhin Ihnen und Ihrem wackeren Nürnberger
Bund !
Mit den besten Empfehlungen grüsse ich Sie und Ihre Genossen-
schaft mit
                              Heil H i t l e r !
                      und verbleibe in aufrichtiger
                             Hochschätzung
                             Ihr ergebener
                             gez.Beyerlein
                             Verbandsdirektor.
 
 

Quellennachweis/Zitation

Quelle

Brief: Eigenes Archiv.
 

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©  2011  – 
by Günther Schleu
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