Porzellanfabrik Wilhelm Jäger in Eisenberg/Thüringen • Porzellanmarken der Porzellanfabrik Wilhelm Jäger in Eisenberg/Thüringen in Werbung und Fachliteratur

Nur hier: Porzellanfabrik Wilhelm Jäger in Eisenberg/Thüringen • (fast) alle bekannten Porzellanmarken

Verschiedentlich findet sich in der Originalliteratur, also in Werbeschriften, Anzeigen oder der Jubiläumsschrift Abbildungen der Jäger Porzellanmarken oder Abbildungen des Firmenmarkenzeichens, welches den gestempelten Porzellanmarken mitunter sehr ähnlich war bzw. glich.
In der Porzellanmarkenliteratur fanden mehrere (manchmal auch nur zwei oder gar nur eine) Jäger Porzellanmarken Eingang, je nachdem wie sehr eine Unterscheidung der vorhandenen Marken wahrgenommen wurde und dazu wurde oft nur eine grobe zeitliche Zuordnung festgeschrieben. Auch wenn es verständlich ist, dass bei tausenden von Porzellanmarken eines Porzellanmarkennachschlagewerkes eine zeitliche Verwendung nicht oder nur sehr ungenau beschrieben ist, so ist dennoch das Fehlen einzelner Marken infolge der Reduzierung auf scheinbar wesentliche Markenbestandteile Grund genug für eine oft ungenaue Darstellung. Einige der wichtigeren Werke über Porzellanmarken wurden nachfolgend zitiert und teilweise kommentiert. So kann sich jeder selbst ein Bild von der Quellenlage, der Qualität der dort dargelegten Informationen und auch seiner Bedeutung machen.
Der derzeitige Wissenstand zu allen sinnvoll unterscheidbaren Jäger Porzellanmarken auf porzellanfieber.de.

Die Jäger Porzellanmarken in der eigenen Werbung

Anzeige von 1913:
Die Porzellan und Glashandlung
Nr. 30, Seite 713
Anzeige von 1920:
Die Porzellan und Glashandlung
Nr. 15, Seite 619
Anzeige von 1916:
Die Porzellan und Glashandlung
Nr. 1, Seite 6
- -
Kalenderblatt Nr. 11/1957:
Unser Handelsprogramm
Gebrauchswarenkatalog 1958:
Katalogblatt
Werbefaltblatt
Jäger Eisenberg DDR • 100 Jaar • Origineel Blauw Saks
Werbefoto von ca. 1975:
Werbung für Service mit Indisch-Blau-Dekor
Werbefaltblatt
Jäger Eisenberg • 120 Jaar • Origineel Blauw Saks
- -
 

Die Jäger Porzellanmarken in der Fachliteratur

Die nachfolgenden Auszüge aus der Fachliteratur geben einen guten Überblick über die festgelegten Zeitfenster der Verwendung. Abweichungen in den zeitlichen Angaben gegenüber der Jäger Porzellanmarkenseite auf porzellanfieber.de begründen sich überwiegend in der fehlenden Differenzierung der Porzellanmarken in der bisherigen Literatur.
Aus: Seidel, Reinh. (Herausgeber) (1935): Bücherei der Warenkunde für Einkäufer und Verkäufer, Band 2, Porzellan; Berlin; 1. Auflage.

Seite 92: Herstellereintrag:
Porzellanfabrik Wilhelm Jäger, Eisenberg (Thür.), gegr. 1870.
Bis 1911 Porzellanmanufaktur Mühelnfeld. 150 Arb. 4 Öfen. Handelshof, Zwischengeschoß, Z. 50, VDP.
Tafel- und Kaffeegeschirre, Weiß, Goldrand, Indischblau, Meißner Zwiebelmuster.

Seite 116: Fabrikmarken-Tafel:
Links: Zeile 2, Spalte 1 | rechts: Zeile 2, Spalte 2.

für Zwiebelmuster
Petermann, Jörg (Diplom Museologe); Pöpel, Roland (1999): Geschichte des Eisenberger Porzellans. Gründung, Aufschwung, Blüte und Niedergang eines Industriezweiges. Eisenberg.

Darstellung der Fabrik auf den Seiten 21 bis 26 sowie Seite 71, 75.
Übersicht über die Fabrikanten und ihre Porzellanmarken. Seite 68:

MEHLHORN, MEHLHORN & JÄGER, MÜHLENFLED, JÄGER, VEREINIGTE PORZELLANWERKE
Die Firma Mehlhorn vor 1870 gegründet wurde 1870 zu Mehlhorn und Jäger.
1881 kaufte F. E. Mühlenfeld die Firma, sie erlosch 1911 und wurde von Wilhelm Jäger gekauft. Erst ab hier kann man vn der eigentlichen Porzellanfabrik Jäger sprechen.
Bis 1960 arbeitete die Firma eigenständig. In diesem Jahr kam es zum Zusammenschluß der Firma Jäger und Reinecke zu den Vereinigten Porzellanwerken.
z a
  Folgerichtig positioniert Petermann die Firmenreihe von Mehlhorn über Jäger, Mühlenfeld und Wilhelm Jäger als eine Fabrikation mit fließender Markenverwendung.   Dass Kahla die Jäger-Marke »Blau(w) saks« weiter nutzte, ist ebenfalls unbestritten richtig.
 

Die Jäger Porzellanmarken in den allgemeinen Markenlexika

Die nachfolgenden Auszüge aus den Porzellanlexika geben einen guten Überblick über die häufig zitierten Zeitfenster der Verwendung.
Die danach folgende Kommentierung zeigt auf, in wie weit die Fachliteratur Datierungsfehler durch Fortschreibung und Abschreibung aufrecht erhält. Eine Korrektur in den Markenlexika der Gegenwart ist aber derzeit kaum zu erwarten, da die zur Korrektur notwendige Basis - eine exaktere Recherche - durch die Autoren mangels Zeit und persönlichem Nutzen nicht zu erwarten ist.
IN BEARBEITUNG
Robert E. Röntgen (2007): Deutsche Porzellanmarken von 1710 bis heute. Battenberg, München, 6. Auflage. Seiten 65 - 66, Nr. 4xx - 490
  . 488 488
J ɷ
489 489
Porzellanfabrik Wilhelm Jäger ɷ Mit NS-Reichsadler und Buchstaben - M - für Lieferungen an die Kriegsmarine ca. 1938 - 1945
490 490
VEB Porzellankombinat Kahla ɷ Marke 1976 - ɷ Markeneigentümer seit 1991 Kahla Porzellan GmbH
505 [Eisenberg - Reinecke]
505
Mehlhorn & Jäger und Ludwig Mehlhorn und F.E. Mühlenfeld ɷ Marke ca. 1870 - ca. 1911
1082 [Kahla]
1082
Kahla Porzellan GmbH ɷ Marke 1991 - ɷ Frühere Marke von Porzellanfabrik Wilhelm Jäger in Eisenberg ɷ Von 1972 an Betrieb des VEB Porzellankombinat Kahla
2374 [Schönwald - E. & A. Müller]
2374
E. & A. Müller ɷ Marke 1904 - 1927

Die im obigen Fall zitierten Marken zeigen grundsätzlich das Problem der korrekten Zuordnung der Jäger Porzellanmarken in der Gegenwart (2009). Nachfolgend deshalb ein kurzer kritischer Kommentar.

Die Firmengeschichte ist in Bezug auf .

489
Was an dieser Marke stimmt? 1940 wurde dieser obere Firmenbestandteil der Marke - das ilhelm im W als Krone - noch nicht gestempelt, sondern erst ab 1941. Der Adler wird im Text als Reichsadler bezeichnet, es ist aber der Marineadler; dies ist unbedingt zu unterscheiden. Die Jahreszahl wurde offensichtlich für das Lexikon handschriftlich ergänzt - richtig ist für die Marken ab ca. Sept. 1939 eine schlanke serifenlose Schrift.
488
Das .

490
Richtig ist 1989 bis ca. 1993. Der Zusatzschriftzug »German Democratic Republic« war auf Geschirr ab ca. 1972 (evtl. auch schon früher) bis 1989.

505
Diese Marke ist der Porzellanfabrik Reinecke zugeordnet - ein fetter Irrtum. Auch das Zeitfenster passt nicht. Derzeit kann nur vermutet werden, dass diese Marke bis etwa 1939 gestempelt worden war - (zuletzt) ausschließlich auf Porzellanscherben mit Delft-, Indisch-Blau- und Zwiebelmuster und möglicherweise noch weiteren Dekoren, allesamt unterglasurblau ausgeführt.
Die Reihenfolge der Firmen war 1. Ludwig Mehlhorn, 2. Mehlhorn und Jäger, 3. Mühlenfeld
1082
Die Zuordnung zur Porzellanfabrik Kahla G.m.b.H. ist korrekt. Siehe auch Nr. 490 für mehr Details.

2374
Außer Röntgen findet sich diese Markenzuordnung derzeit nur im Keram-Adressbuch (Herausgeber: Sprechsaal). Dort finden sich leider keine Angaben zum exakten Aussehen der Buchstaben oder zur produzierten Ware. Wahrscheinlich gab es keinen Schutz für diese Marke, so dass eine parallele Verwendung in Bayern und Thüringen nicht auszuschließen ist. Die Verwechslung mit der Marke # 505 ist häufig, jedoch bei genauerem Hinsehen nicht notwendig.

Fazit: Im Fall der Jäger Porzellanmarken ist das Robert Röntgen Markenlexikon überwiegend viel zu ungenau und wirkt dringend einer Überarbeitung bedürftig. Vergleichbare Datierungsabweichungen finden sich auch bei anderen Eisenberger Porzellanmarken. Doch wird derzeit die Datierung in den gedruckten Werken kaum in Frage gestellt - sie vermitteln vielmehr so was wie Autorität. An dieser Stelle ist ausdrücklich anzumerken, dass hier keine Aussage getroffen werden kann über die Qualität des Gesamtwerkes, sondern lediglich auf deutlich erkennbare Unstimmigkeiten bezüglich der Jäger - respektive anderer Eisenberger - Porzellanmarken hingewiesen sein will. Verschiedene Jäger (bzw. andere Eisenberger) Marken fehlen. Auch wenn die Gründe hierfür unbekannt sind, so zeigt sich schon allein hieran das wahre Niveau ausschließlich als Hilfsmittel, jedoch nicht als unanzweifelbare Instanz. Solange allerdings »jeder von jedem« unreflektiert abschreibt wird sich an dieser Tatsache auch nichts ändern werden. Stopp, denn es gilt: Das Bessere ist des Guten Feind. Nicht nur Meckern, sondern Bessern.


 
 

Eine kleine und vorsichtige Bewertung der Fachliteratur,
wissentlich eine kritische Betrachtung

Zugegeben, die Firmengeschichte der Porzellanfabrik Wilhelm Jäger ist nicht ganz einfach. Bislang liegt noch keine wirklich verständliche Gesamtversion der Firmenverkäufe, Firmeninhaber und -geschäftsführer vor, die nachvollziehbar ist. Aber genau diese Tatsache ist kein Grund für eine Vortäuschung von Fakten. Wenn also Autoren über diese Tatsache hinwegsehen und so tun als wäre alles geklärt, suggerieren sie eine (Schein-)Wirklichkeit, obwohl es bislang nur Unsicherheit gibt - und gerade Markenlexika geben sich bei der Firmendarstellung oft nicht notwendig kurz.
Bei der Vielzahl der heute findbaren Porzellanmarken ist eine sichere zeitliche Einordung wahrscheinlich nicht mehr möglich. Insbesondere die Porzellanfabrik Jäger exportierte viel in die Benelux-Länder. Gerade hier schein ein Grund für die Markenvielfalt zu liegen. Nach Aussagen ehemaliger eisenberger Porzelliner wurde auf Kundenwunsch eine ältere Marke gestempelt - dies findet sich „andeutungsweise“ auch in der Literatur (z.B. Scherf/Karpinski (1980). Da normalerweise Markenstempel jedoch nicht einfach so herumliegen, könnten die unterschiedlichen Versionen auch einen zeitlich eingrenzbaren Produktzyklus andeuten, welcher sich der Hauptverwendungszeit einer Marke mit definiertem Aussehen anschloss. Auch wenn dies spekulativ ist, würde es doch das Auftreten bestimmter Marken auf Porzellanscherben in den bevorzugten Exportländern erklären und auch die Tatsache der späten Verwendung.
Derzeit nicht gesichert, aber wahrscheinlich gibt es eine Variante mit kürzerem unteren J-Bogen zu dieser (Export-)Marke aus der Zeit ab 1950.
 
Der interessierte Leser muss daher Verständnis mitbringen und sich gegebenenfalls selbst mit einigem Sachverstand an die Datierung anhand der Porzellanmarke wagen - über die Scherbenform und/oder den Dekor - da eine konkrete und sichere Datierung der Porzellanmarken nicht in jedem Fall möglich ist. Die Datierung mit einem der aktuell käuflich erwerbbaren Markenlexika vorzunehmen grenzt - spätestens nach der Lektüre dieser Seite - an fahrlässig bis hin zu vorsätzlich.

Der Makel der Ungenauigkeit haftet nicht nur der papierenen Porzellanmarkenliteratur an, sondern auch den findbaren Internetseiten mit entsprechend aufbereiten Informationen - zumal dann, wenn einfach nur abgeschrieben wurde.

Fehler in der Datierung sind derzeit auch auf diesen Seiten nicht ausschließbar - und eine sichere Gewähr kann für die vorgenommenen Datierungen (Zeitfensterangaben) nicht gegeben werden. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass in den Zeiten der DDR keine Firmengeschichtsschreibung stattfand respektive mit der Firmenauflösung durch das VEB Porzellankombinat Kahla sämtliche Unterlagen vernichtet worden waren. Es ist sehr zweifelhaft, dass eine exakte Rekonstruktion jemals gelingen mag.

... mehr hierzu ... FOLGT.
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