Hintergrund • Wehrmacht • 1935 - 1945 • Kantinengeschirr • Infos
Bedarfe
Kantinengeschirr, hergestellt für die Wehrmacht 👁, gab es von über 50 Porzellanfabriken. Das verwendete Kantinengeschirr war normiert (DIN: 5051 (Teller), 5052 (Tassen), 5053 (Mannschaftsbedarf)), beispielsweise bezüglich Wandungsstärke, Volumina oder Henkelvorgaben.
Von Anfang an unterschieden wurden die militärischen Bereiche Heer, Marine und Luftwaffe - hier gab es für jedes dieser Glieder eine eigene Abnahmemarkung. Ab 1941 kam die Waffen-SS noch hinzu.
Von Anfang an unterschieden wurden die militärischen Bereiche Heer, Marine und Luftwaffe - hier gab es für jedes dieser Glieder eine eigene Abnahmemarkung. Ab 1941 kam die Waffen-SS noch hinzu.
- Zwar wurden die Symbole der Wehrmachtsglieder bereits 1935 kurz nach Neugründung der Wehrmachtsglieder eingeführt. Anfangs wurde - bis auf bei der Luftwaffe - allerdings noch der Weimarer Adler (wie bei der vorhergehenden Reichswehr) als Abnahmemarkung verwendet:
und erst ab 1937 die gliedertypischen Symbole aufgebracht:
Von links nach rechts: Abnahmemarkung früh (erste Jahre der Reichswehr) — spät bis einschließlich 1936
Von links nach rechts: Abnahmemarkung von Heer — Kriegsmarine — Luftwaffe - An das Heer wurde das Kantinenporzellan fast ausschließlich als Weißware ausgeliefert - meist mit der Porzellanmarke der Fabrik sowie mit dem Wehrmachtsadler und ggf. einer Jahreszahl gemarkt. Eine Ausnahme findet sich in Form blümchendekorierten Geschirrs mit Wehrmachtsmarkung - vermutlich war dieses für die Genesungseinrichtungen der Wehrmacht vorgesehen.
- Wie schon zuvor wurde an die Marine - Reichs- und später Kriegsmarine - Weißware und liniendekoriertes Kantinenporzellan mit grünem oder rotem oder schwarz/goldenem bzw. blau/gelbem und zuletzt blauem Liniendekor ausgeliefert.
- Auch die Luftwaffe wurde überwiegend mit Weißware beliefert - allerdings von Anfang an mit dem Luftwaffenadler gemarkt. Darüber hinaus finden sich Geschirre mit grauer, roter, gelber oder blauer Linie. Verschiedentlich wurde auch Konsumgeschirr - und dann oftmals mit Liniendekor und Luftwaffenadler sichtseitig - hergestellt. Für verschiedene Einrichtungen der Luftwaffe finden sich porzellanene Überbleibsel mit standortbezogener Markung. Zudem hält sich das Gerücht, dass bis 1939 an das Oberkommando Geschirr mit Goldrandung und goldenem Luftwaffenadler ausgeliefert worden war. Weiter gibt es eine relative große Varianz in der Gestaltung des Luftwaffenadlers. [Diese Themen werden hier derzeit nicht weiter vertieft - eine Übersichtsseite hierzu findet sich im Tauschbereich. 👁]
- Während des II. Weltkriegs wurden die Kampfverbände der SS der Wehrmacht unterstellt. In wie weit die SS-Angehörigen hier eigens gemarktes Geschirr mitführten und verwendeten, ist bislang nicht sicher geklärt?
Zur Herstellung
Kantinenporzellan mit Abnahmemarkung muss mindestens dreimal in den Brennofen. Nach der Ausformung und Trocknung müssen die Scherben in den ersten Brand. Dies ist notwendig damit der Porzellanscherben einerseits porös und andererseits vollständig fettfrei für die Weiterverarbeitung zur Verfügung steht.
- Sofern nun keine Dekoration und oder Markung unter der Glasur erfolgt, wird der Scherben nun glasiert und nach einer weiteren Trocknungsphase erfolgt ein Glasurbrand. Nun ist eine Dekoration möglich oder aber auch die Markung, jeweils auf der Glasur. Nach dem Dekorbrand ist das Porzellan fertiggestellt und kann nach der Prüfung auf offensichtliche Fehler ausgeliefert werden.
- Bei einer Dekoration und oder Markung unter der Glasur erfolgt nunmehr dieser Arbeitsschritt. Nach einem Brandgang im Muffelofen zur Entfernung der Öle, die bei der Dekoration mit aufgebracht worden waren erfolgt die Glasur. Nach der Trockenphase erfolgt nun der Glasurbrand. Sofern keine weiteren Dekor- oder Markierungsmaßnahmen erfolgen, die einen Dekorbrand notwendig machen, erfolgt nach der Qualitätssortierung die Auslieferung.
Wissenswertes zur Abnahmemarkung
Die Abnahmemarkung kann auf der Glasur aufgebracht sein, aber auch unter der Glasur. Dies ist teils porzellanfirmenspezifisch, teils wurde aber auch nachträglich auf Kantinenporzellan eine Abnahmemarkung aufgebracht, dann aber immer auf der Glasur.
Heutzutage existieren vielerlei Porzellanstücke, welche erst nachträglich aus kommerziellen Gründen zur Bedienung des NS-Devotionalienmarktes eine Abnahmemarkung auf der Glasur aufgebracht bekamen. Dies ist beim Erwerb unbedingt zu beachten. Unter der Glasur liegende Abnahmemarkungen lassen sich dagegen nicht so ohne weiteres fälschen.
Noch ungeklärt: Gelegentlich taucht Geschirr mit einer militärischen Abnahmemarkung auf Geschirr vom Amt Schönheit der Arbeit1 auf. Möglicherweise war dies für militärnahe Bereiche vorgesehen, welche allerdings unter das Bezugsrecht dieses Geschirrs der DAF (Deutsche Arbeitsfront) fielen.
Heutzutage existieren vielerlei Porzellanstücke, welche erst nachträglich aus kommerziellen Gründen zur Bedienung des NS-Devotionalienmarktes eine Abnahmemarkung auf der Glasur aufgebracht bekamen. Dies ist beim Erwerb unbedingt zu beachten. Unter der Glasur liegende Abnahmemarkungen lassen sich dagegen nicht so ohne weiteres fälschen.
1 Die Markung Modell des Amtes - Schönheit der Arbeit als Aufdruck um eine stark abstrahierte Sonne (nicht Zahnrad) in der sich eine Swastika befindet wurde meist unter der Glasur gestempelt.