Handbuch des Europäischen Porzellans

Danckert, Ludwig

PRESTEL VERLAG MÜNCHEN

3. durchgesehene und erweiterte Neuauflage
Copyright 1954 by Prestel-Verlag München
Druck von Dr. c. Wolf & Sohn und Klein & Volbert
München 1974
ISBN 3-7913-0187-1

Aktuelle Anmerkungen zum Buch
Mithilfe gesucht: Einträge zu Eisenberger Porzellanfabriken und -marken anderer Ausgaben dieses Werkes (und auch anderer Nachschlagewerke) gesucht. Scan-Format: schwarz-weiß, 1200 besser 2400 dpi, hoher Detailierungsgrad, PNG oder TIF.
Die Angaben im Buch erscheinen nur auf den ersten Blick erfrischend wirklichkeitsnah. Keine unbewiesenen bzw. unbeweisbaren Behauptungen, und alle Angaben, die fraglich sind, sind gut erkennbar.
Der Differenzierungsgrad der Eisenberger Firmengeschichten und Porzellanmarken ist allerdings nicht sehr hoch und die zeitliche Datierung dadurch zu unscharf bzw. ungenau; dekor- oder dekorateurbezogene Markungen fehlen nicht nur hier sondern auch sonst meist gänzlich.
Die damals (1974) neuere Geschichte der Porzellanfabriken der DDR, insbesondere der sog. Übergang in Volkseigentum, war in Westdeutschland nicht bekannt und unverhältnismäßig aufwendig zu recherchieren; diesbezügliche Fehler sind daher hinzunehmen. 1974 (also zum Zeitpunkt der Drucklegung) war Inhaber der verbliebenen, d.h. die noch nicht geschlossenen, Eisenberger Porzellanfabriken die VEB Porzellanwerke Kahla.
Seite: 63 - 64

Eisenberg (Deutschland, Thüringen)


Um die Wende 19./20. Jahrhundert soll hier auch von J. Schmeisser Porzellan erzeugt worden sein. Es wird nachstehende Marke genannt.
Ergänzung auf Seite 348: Die auf Seite 63 für Schmeisser genannte Marke SPM wurde nachweislich um 1850 von Schumann benutzt (1844 - 1847).
Anmerkung:
Die gezeigte Porzellanmarke wird heute (ausnahmslos) der Porzellanmanufaktur Schumann in Berlin-Moabit () zugeordnet. Ob die optisch ähnliche Marke ohne senkrechten Strich über dem P eine Schmeissermarke sein könnte, konnte bislang nicht geklärt werden.
Es existiert mindestens eine echte Schmeisser-Porzellanmarke, die jedoch anders aussieht.


Porzellan-Fabrik Bremer & Schmidt, gegründet 1895; Produktionsprogramm: Haushaltsporzellan, Stapelartikel, Mokkaservice, Mokkatassen für Balkan u. Orient. Inhaber Dr. Schmidt & Knüpfer.
Anmerkung:
Die Markenvarianz mit Kreuz über der Krone fehlt, genau wie die Varianz der Kronenhaubenform und der Größe des Buchstaben „E“.
Die tatsächliche Markenvielfalt dieser Porzellanfabrik bleibt hier unberücksichtigt bzw. fällt der voreiligen Simplifizierung zum Opfer.


Porzellanfabrik Wilhelm Jäger, gegründet 1867; Produktionsprogramm: Tee-, Kaffee-, Tee- und Frühstücks-Service, Hotelgeschirr. Das Unternehmen firmiert jetzt mit der Porzellanfabrik F. A. Reinecke in Eisenberg »Vereinigte Porzellanwerke«, die die Marke »Fortuna« führen.
Anmerkung:
Die Porzellanfabrik firmiert erst ab 1911 und hatte als Vorläufer verschiedene Besitzer; diese Aufgliederung fehlt und damit die dazu gehörende M.P.M-Porzellanmarke der [Eduard Friedrich] Mühlenfeld Porzellanmanufaktur.
Die M.P.M.-Porzellanmarke ist zwar im Nachtrag (Seite 348: Unter dieser bislang unbekannten Marke wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Porzellan hergestellt, welches Waldenburger Erzeugnisse dieser Zeit in Form und Dekor glich.) verzeichnet (allerdings mit Zepter darüber), aber nicht ortsbestimmt; siehe MPM-Marken.


Porzellanfabrik Kalk G.m.b.H., gegründet 1900; Produktionsprogramm: Kaffee- und Tafelgeschirr. Heute: Geyer, Koerbitz & Co.

Anmerkung:
Die tatsächliche Markenvielfalt dieser Porzellanfabrik Kalk (einschließlich der Nachfolger) bleibt hier unberücksichtigt. Einzelne Marken fehlen (PKE im Kringel mit Krone darüber) und die unterglasurblauen Marken sind unzureichend dargestellt. »Gekreuzte Pfeile« sind für sich kein akzeptables Unterscheidungsmerkmal sondern eine unzulässige Simplifizierung.
Unbefriedigend ist hier die fehlende Zeitstellung der abgebildeten Marken sowie die Nennung der Tatsache, dass die gekreuzten Pfeile bis 1925 bei unterglasurblau dekoriertem Porzellan handgemalt (in vielen Varianten) war und ein Markennachweis für die Porzellanmarke auf der Glasur bis 1925 fehlt. Auch ist die gezeigte Reihenfolge verkehrt.
Die Drei-Türme-Marke ist die Steingutmarke von Geyer & Koerbitz, Eisenberger Steingutfabrik in Eisenberg, Sachsen-Altenburg von 1895 bis 1899, also keine Porzellanmarke bzw. bislang fehlt ein Nachweis auf Porzellanware.


F. A. Reinecke, Porzellanfabrik, gegründet 1796; Produktionsprogramm: Gebrauchsgeschirr. Es verdient besondere Beachtung, daß hier auch Geschirr mit dem Meißener Zwiebelmuster dekoriert wurde. Als Marke erscheinen die gekreuzten Stäbe mit RPME. Das Unternehmen firmiert jetzt mit der Porzellanfabrik Wilhelm Jäger in Eisenberg »Vereinigte Porzellanwerke«, die die Marke »Fortuna« führen.
Anmerkung:
Die Reihenfolge der Marken suggeriert eine andere als die tatsächliche Reihenfolge (richtig wäre: 1 - 2 - 4 - 3 :von links nach rechts gesehen). Die letzte Marke der Reihe ( 5 ) ist bereits die der Nachfolgefirma.
Die Leseart RPME ist verkehrt (PRME - Porzellanfabrik Reinecke Mühlberg Eisenberg - wäre richtig).
Die Angabe, dass es eine ununterbrochene Porzellantradition in Eisenberg gab, stimmt so nicht, da die erste Porzellanmanufaktur, gegründet von Heinrich Ernst Mühlberg aus Roschütz bei Gera, zwischen 1819 und 1826 länger andauernde Produktionspausen hatte, die wahrscheinlich Folge des 1818 eingeführten Preußischen Zollsystems waren und dadurch zu einer Verschlechterung der Verkaufsbedingungen führte. Von 11/1854 bis MM/1856 war wegen Konkurs und Flucht des Eigentümers die Produktion unterbrochen.
F. A. Reinecke war von 1869 bis 1888 Eigentümer der Porzellanfabrik, danach seine Nachfahren.
Markenvarianten sind nur unbefriedigend erfasst. Die RPM-1796-Marke fehlt.
Seite: 115

Kalk, Vorort von Köln (Deutschland, Rheinland)

Zuverlässigen Nachrichten zufolge bestand hier 1895 die Porzellanfabrik Kalk G. A. Seiffert, die sich mit der Herstellung von Kaffee-, Tafel- und Waschservicen befaßte. Das Unternehmen soll 1863 gegründet worden sein und führte als Marke zwei gekreuzte Pfeile. Die Ähnlichkeit mit Eisenberg, Porzellanfabrik Kalk G.m.b.H. im Namen und im Zeichen drängt die Vermutung auf, daß Eisenberg als Nachfolgebetrieb für Kalk anzusehen ist, zumal die Gründung in Eisenberg erst 1900 erfolgte.

Kalk G. m. b. H., siehe Eisenberg.
Anmerkung:
Die Einschätzung, dass die Kalker Porzellanfabrik 1863 gegründet worden sein soll entstammt wahrscheinlich den Adressbüchern der Keram-Industrie (2. bis 6. Auflage) und ist inzwischen weitgehend geklärt, siehe: Krings, Rebentisch (2002): Kölner Porzellan, Fayence und Steingut im 18. und 19. Jahrhundert. Heft 11, es gab ab 1857 mehrere Porzellanfabriken in Folge (sehr wahrscheinlich mit Unterbrechungen), also keine ununterbrochene Porzellanfabrikgeschichte. Eine lückenlose Geschichtsschreibung fehlt bislang aber dennoch.
Die genannten gekreuzten Pfeile werden aber weder abgebildet noch auf das besondere Aussehen - die große Varianz der handgemalten Porzellanmarke - eingegangen.

Quelle

Danckert, Ludwig (1974): Handbuch des Europäischen Porzellans. Seiten 63 - 64, 115. Prestel-Verlag München.
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