Die Bezeichnung für diesen Dekor im thüringer Raum war »Strohblumenmuster«. Kennzeichen waren die wie getuscht wirkenden hellblau ausgefüllt gemalten Blütenblätter des Blütenmotives sowie der geknicktwinkelige Kornährenhalm, welcher jeweils seitlich links aus der Strohblume hervortritt.
Als Beispiel noch das Fahnenmotiv einer Untertasse im Ausschnitt
Sicher wurde der Dekor bis in die Zeit kurz nach den I. Weltkrieg gemalt, evtl. sogar bis etwa 1928. Der zeitgleich und viel häufiger dekorierte Strohhalmdekor war deutlich weniger aufwändig zu malen und wurde zudem ab Mitte 1928 in Eisenberg per Teilstempelung von zentraler Blüte und Ähren aufgetragen sowie einheitlich als Indisch-Blau Dekor vermarktet.
Exkurs:
Thüringer Anfänge in Rauenstein
Nach der Gründung der Porzellanmanufaktur in Rauenstein von den Greiner-Brüdern im Jahre 1783 wurde vor allem unterglasurdekoriertes Porzellan hergestellt. Möglicherweise schon 1784 wurde Geschirr mit dem Strohblumenmuster - mit getuschter Blüte - dekoriert.
Viele weitere Firmen malten einen vergleichbaren Dekorationsstil, teils sogar ausschließlich. Beispiele sind Wallendorf, Thüringen (1764:
Porzellanmanufaktur (dortige Dekorbezeichnung/-variante: Dresmer Blau)), Tettau, Bayern (
Königlich privilegierte Porzellanmanufaktur mit jeweiligen Eigentümer(n): 1794: Schmidt & Greiner, 1852: Ferdinand Klaus, 1866: Sontag & Birkner, 1879: Sontag & Maisel, 1902: Sontag & Söhne, 1915: A.G., 1958: G.m.b.H.) oder Hüttensteinach, Thüringen (1854: Porzellanfabrik Swaine & Co. und 1864: Porzellanfabrik Gebr. Schoenau).
In
Eisenberg wurde bis 1900 ausnahmslos das Zwiebelmuster/Blaumodell gemalt.
Erst mit der Gründung der Porzellanfabrik
Kalk G.m.b.H. im Jahre 1900 und dem Umzug der Produktion ausschließlich ins thüringische
Eisenberg brachte aus dem kölner Raum Blaumalerinnen und -maler und begann damit die Ära der Strohhalmmuster-/Indischblaumalerei, welche von allen
Eisenberger Porzellanfabriken übernommen wurde.
Die Blaumalerinnen und -maler kennzeichneten die Porzellanscherben mit den handgemalten gekreuzten Pfeilen und einer Zahl, die zu Abrechnungszwecken infolge Heimarbeit (Winkelmalerei) notwendig war. Auch ein Teil der heute noch vorhandenen ungemarkten oder nur mit einer Zahl gekennzeichneten Stücke dürfte aus der Porzellanfabrik
Kalk stammen, jedoch ist eine Zuordnung ohne Pfeilmarke in den meisten Fällen nicht zuverlässig möglich.