Porzellanfabrik Kalk in Eisenberg/Thüringen • Unterglasurdekor • »Strohmodell« - Genre: Kopenhagen

Das Dekormotiv: Abgewandeltes Strohmodell

Die Kalker Bezeichnung für diesen Dekor war »Strohmodell, Genre: Kopenhagen«. Kennzeichen war der geknicktwinkelige Kornährenhalm, welcher jeweils seitlich links aus der Chrysantheme (volkstümlich: Strohblume) hervortritt.
Hinweis: Dekoriert wurde vorzugsweise Porzellan, welches stilistisch dem »Musselmalet« zugeordnet wird und nur bei Handbemalung zu einer ordentlichen Dekorierung führt.
Die Herkunft des Musselmalet-Stils liegt wahrscheinlich in den Meissener Anfängen und dem damit verbundenen Imports des dänischen Königshauses bis ca. 1780 und enthält zwei wesentliche Elemente: Gebrochener Stab als Oberflächeneigenschaft und muschel-/schneckenförmige Knäufe und Griffe. Und die unterglasurblaue Dekorierung geht wahrscheinlich auf chinesische Vorlagen zurück, welche in Meissen ab ca. 1740 abgewandelt worden waren.
Ab 1780 verhängte das dänische Königshaus, namentlich König Christian VII., zum Schutz der subventionierten Produktion der Royal Copenhagen Porzellanfabrik hohen Einfuhrzoll auf ausländische Porzellanwaren mit Ausnahme derselben aus China und schuf so einen binnenländisch-monopolistischen Markt. Im Lauf weniger Jahre wurden die Geschirrformen schlichter gestaltet und das Dekormuster vereinfacht um mit geringerem Ausschuss und preiswerter herstellen zu können. Mit den Jahren vermischte sich der Musselmalet-Begriff (ursprünglich: „musselmønsteret“) von Geschirrformen und dem typischen Dekor untrennbar, für den er heute alleinstellend steht. Ab 1868 wurde der Dekor zunehmend von Frauen gemalt.
Ein nach 1880 von Prof. Arnold Krog für Aluminia-AGs Tochter Porzellanmanufaktur Royal Kopenhagen entworfenes Geschirr war in Dänemark so erfolgreich dass es von den Kalkern nachempfunden wurde. Dabei wurde so genau kopiert, dass dieses nach Dänemark exportierte Geschirr dort von ansässigen Händlern als Royal-Kopenhagener Manufakturporzellan verkauft wurde, nachdem die geklebten Preisschilder die gekreutzten-Pfeile-Porzellanmarke verdeckte. Die Folge war ein Rechtsstreit zwischen Aluminia als Klägerin und Kalk als Beklagte. Im höchstrichterlichen Urteil von 07. Juni 1907 wurde bestätigt, dass hier zwar das Original bei Aluminia liegt, aber kein Schutzrecht (Gesetz) besteht, was derzeit vor solchen Nachahmungen schützt.

Kalker Anfänge in Kalk/Köln

Bereits die Vorläuferfirma der Porzellanfabrik Kalk G.m.b.H. im thüringer Eisenberg, die Porzellanfabrik Kalk, namentlich G. A. Seifert in Kalk bei Köln, und evtl. auch deren Vorgänger, stellte diesen Dekor auf Porzellan mit gebrochenem Stab (gerippt) her und exportierten dieses vorzugsweise in den norddeutschen und skandinavischen Raum. Eine Trennung der Produktion nach Herkunft respektive der unterschiedlichen Zeiten und Orte wäre nur durch eine Analyse der Porzellanmasse möglich - zu teuer für den kleinen Wissensgewinn, und letztlich folgenlos.
Nach dem Umzug der Produktion ausschließlich ins thüringische Eisenberg im Jahre 1900 wurde der Dekorationsstil, wahrscheinlich mit mehrjährigen Unterbrechungen, bis etwa 1928 fortgeführt und endete schon bald nach der Einführung der Dekorstempelung des Indischblaumotives.

Markenzeichen

Die Blaumalerinnen und -maler kennzeichneten die Porzellanscherben mit den handgemalten gekreuzten Pfeilen und einer Zahl, die zu Abrechnungszwecken infolge Heimarbeit (Winkelmalerei) notwendig war. Auch ein Teil der heute noch vorhandenen ungemarkten oder nur mit einer Zahl Stücke dürfte aus der Porzellanfabrik Kalk stammen, jedoch ist eine Zuordnung ohne Pfeilmarke in den meisten Fällen nicht zuverlässig möglich.


 

Dekorationsbeispiele

Weitere Dekore unterglasur (Sitemap)

 

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