Farben für die Dekoration unter der Glasur
- Kobaltblau
- Kupfergrün
- Chromgrün
- Antimongelb
- Manganviolett
- Manganbraun
- Eisenrot
- Chromschwarz
- Chrombraun
- Gelbrot
- Gelbbraun
Scharffeuerfarbpigmente müssen Brenntemperaturen von bis zu 1410 °C vertragen ohne dabei oxidiert bzw. reduziert zu werden. Da nur wenige fein gemahlene Metalloxyde bei so hoher Temperatur noch stabil sind, ist die Farbpalette deutlich eingeschränkt, wie die Liste oberhalb zeigt. Viele dieser Farbpigmente lassen sich weder erfolgreich mischen noch beliebig verdünnen. Dennoch sind vielerlei zauberhafte Dekore möglich.
Wie alles begann
Begonnen hat die Porzellanherstellung in Sachsen mit der Nachahmung von chinesischen Porzellanen. Dies wurde ermöglicht, nachdem Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus erste Erfolge beim Brand weißlicher Tonerden hatten. Insbesondere das Temperaturproblem war lange bestehend, da es bis dato keine Messmethode gab, um derart hohe Temperaturen zu messen. Für einen sauberen Sinterbrand muss je nach Zusammensetzung der Porzellanrohmasse und der Porzellanglasurmasse ein bestimmter Temperaturbereich erreicht und über eine bestimmte Stundenzahl gehalten werden. Bei zu geringer Temperatur bleibt die Sinterung aus und bei zu hoher Temperatur sinkt die Porzellanmasse in sich zusammen und verformt und außerdem verfärbt sie sich ins gelbliche.
Die nachfolgende Entwicklung der blauen Dekorfarbe war von vielen Höhen und Tiefen begleitet, so dass das Blaupigment den Namen Cobalt (von Cobold) erhielt, weil sich beim Scharffeuerbrand keineswegs zuverlässig der erhoffte blaue Dekor einstellte. In den folgenden gut zweihundert Jahren wurden zwar einige Metalloxide gefunden, die sich zur Dekoration unter der Glasur eigneten, aber die meisten denkbaren Farben waren und sind nicht möglich, und verschiedene Helligkeiten können oftmals nur durch Verdünnung erreicht werden, wodurch den Farben die Deckkraft fehlte.
Vor der Dekoration muss der getrocknete Porzellanscherben in den Brennofen. Danach ist das Porzellan sehr porös und die aufgetragene Farbe sinkt je nach Zusammensetzung oder Verdünnungsgrad stark bis fast gar nicht in den Porzellanscherben ein. Auch das Lösungsmittel für die Pigmente hat hier einen Einfluss auf das Einsinkverhalten. Dabei gilt, je stärker der Porzellanscherben saugen kann, desto unschärfer werden normalerweise die Linien.
Nach dem Trocknen des dekorierten Porzellans und vor dem Glasieren muss der Porzellanscherben im Muffelofen gebrannt werden, damit die Lösungs- respektive Fixierungsmittel rückstandslos entfernt sind, denn sonst haftet an diesen Stellen keine Glasur.
Nach dem Aufbringen der Glasur: Es folgt der eigentliche Porzellanbrand mit Temperaturen bis 1.420 °C, der Scharffeuerbrand, auch Garbrand, Glattbrand oder Sinterbrand genannt.
Exkurs: Inglasurdekoration
Ähnlich der Unterglasurdekoration ist die Inglasurdekoration, da hier praktisch die gleichen Farbpigmente Verwendung finden. Lediglich der Dekorationszeitpunkt ist nach dem Glattbrand. Damit die Farbpartikel dennoch in die Glasur einsinken können wird ein spezielles Flussmittel verwendet. Die Brenntemperatur ist allerdings deutlich höher als beim normalen Dekorbrand. Da hier stets nur intakte Porzellanscherben dekoriert werden ist der durch Material- und Verarbeitungsfehler bedingte Schwund deutlich geringer.
Sammelgebiet: Unterglasurdekore
Unterglasurblaudekore waren und sind sehr beliebt. Bereits das importierte chinesische Porzellan - meist blau dekoriert - war äußerst beliebt; und teuer. Daher wollte August der Starke sein eigenes Porzellan, damit er die Kasse schonen konnte, war er doch vernarrt - Maladie de porcelain - in dieses menschliche Erzeugnis. Von Meißen aus lief die europäische Porzellanherstellung in nur etwa 100 Jahren zur Höchstform auf. Bis ca. 1920 wurden Blaudekore überwiegend in Handmalerei aufgetragen, danach zunehmend mit Dekorstempeln. Neben dem Zwiebelmuster und dem Indischblau gibt es eine Vielzahl weiterer Dekore, von denen die meisten heute nicht mehr dekoriert werden. Meist handelt es sich um abstrahierte Blüten und Knospen, kombiniert mit geschwungenen Halmlinien mit Blattwerk. Rein abstrakte Motive blieben selten.
Die Dekornamen waren oftmals firmenspezifisch oder bewusst exportmarktorientiert. Anfangs gab es Namen wie ordynär blau oder Blaumodell. In der Meissener Porzellanmanufaktur wurden in den Jahren ab ca. 1735 eine Vielzahl von Dekoren entwickelt. Da diese Dekore gegen Kopieren nicht geschützt werden konnten – es gab zu der Zeit weder ein Urheberrecht noch ein Musterschutz –, wurde in vielen neu gegründeten Manufakturen fleißig nachgeahmt. Insbesondere der vergleichsweise leicht zu malende und flächenfüllende Dekorstil Strohmodell war dabei überaus erfolgreich in vielerlei Varianten mit den generischen Varianten Strohhalmmuster, Kopenhagener Genre sowie dem Strohblumenmuster, aber auch vielen weiteren Abwandlungen und mehr noch der Namen (zB. Petersilienmuster, Bergisch Blau, Dremser Blau, Indianische Blume, Vogelmodel). Mit der Vereinigung der Deutschen in ein Reich ab 1921 wurde der gestempelte Dekor Indischblau als Nachfolger des Strohhalmmusters zum Standard für die allermeisten Porzellanfabriken mit Unterglasurdekoren im Herstellungsspektrum.
In Rauenstein wurde um 1890 der äußerst erfolgreiche Delft-Dekor (Windmühlen, Segelschiffe, Uferlandschaften) auf Porzellan für den Exportmarkt entwickelt: für Kaffee, Kakao, Mokka oder Tee und vor allem hunderten von Nippesartikeln. Die Abwandlung existierender holländischer Motive, aber eben auf Porzellan gemalt, gefiel niederländischen Herstellern von entsprechenden Keramiken/Fayencen zwar nicht, wurde aber schließlich per Richterspruch den Rauensteinern als erlaubt zugesprochen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Landschafts- und Tiermotive mit vollflächiger Hintergrundcolorierung, ausgeführt als Unterglasurmalerei, ausgehend von der Königlich Kopenhagender Porzelannmanufaktur, beliebt. Insbesondere in Thüringen und Oberfranken wurde dieses Genre rasch kopiert.
Ab Mitte der 1920er Jahre wurde viel experimentiert und viele Kleinserien hergestellt. Auch für den Massenmarkt wurden Seriengeschirre mit verschiedensten, teils abstrakten Dekorationsvarianten verziert.
Nach dem II. Weltkrieg dünnte sich die Dekorvielfalt der Unterglasurmotive deutlich aus; beliebt bleiben Zwiebelmuster und Indisch-Blau.
Eisenberger Unterglasurdekore
In
Eisenberg wurde das Zwiebelmuster erstmals in der PF (Porzellanfabrik) Mühlenfeld ca. 1881, allerdings auf der Glasur, gemalt; ab 1884 dann auch unter der Glasur. Daneben wurde nach 1886 auch in der Steingutfabrik von Geyer und Körbitz Zwiebelmuster dekoriert. In der PF Kalk wurde die Dekorationstradition der Steingutfabrik fortgesetzt, was sich in Details der Dekorausführung zeigt.
Das Strohhalmmuster - die handgemalte Version des Indischblau-Dekors - wurde erst 1900 durch die PF Kalk eingeführt genau wie der Kopenhagener Genre, allerdings überwiegend in der Beschäftigungsform Winkelmalerei, oder neudeutsch: Scheinselbständigkeit. PFen Jäger und Reinecke folgten alsbald wie auch die PF Bremer & Schmidt.
Die Landschafts- und Tiermalerei unter der Glasur wurde in den 1910er Jahren von der PF Jäger angeboten. Diese Dekorationsart wurde lokal ca. 1904 erstmals in der PF Friedrich Kaestner, Oberhohendorf, ausgeführt, und dort wiederum kopiert nach Vorbildern von der PF Royal Kopenhagen. Das war möglich, weil es bis 1912 keinen wirksamen Musterschutz gab.
Nachdem die PF Kalk einen Gerichtsprozess in Dänemark zu seinen Gunsten gewinnen konnte, wurde der Exportschlager von Geschirr mit gerippter Wandung und mit Genre Kopenhagen oder Strohhalmmuster noch beliebter. Dabei wurden die gekreuzten Pfeile als Markung normalerweise per Hand auf der Unterseite aufgebracht und erst ab 1928 gestempelt. Um hiervon zu profitieren stempelte die PF Schumann für einige Jahre auf ihre blau unter der Glasur dekorierte Exportware nach Dänemark ebenfalls gekreuzte Pfeile, da hier ebenfalls kein Schutzrecht wirkte.
Die PF Jäger produzierte unterglasurblaues Vogelmodel mit der M.P.M.-Markung auf festonierten Porzellanscherben, wahrscheinlich in den 1920er Jahren, ähnlich jenem von der PF in Rauenstein.
Bis Mitte 1928 wurde in Eisenberg großteils in Heimarbeit - sog. Winkelmalerei - dekoriert, anders als in den meisten anderen Regionen Deutschlands, wo die Winkelmalerei bereits Anfang der 1920er Jahre beendet worden war. Mit der Einführung von Dekorstempeln bzw. Dekorelementstempeln wurde die Winkelmalerei schließlich beendet und nunmehr nur noch in den Fabrikgebäuden dekoriert. Verschiedene Formen mussten hierzu geändert werden oder die Herstellung einiger Formmodelle wurde gar aufgegeben.
Nach 1930 gab es Seriengeschirre mit verschiedenen handgemalten oder gestempelten Dekoren, beispielsweise:
- Blaues Weinlaubdekor von der PF Bremer & Schmidt (Kaffee-/Tee-Service) auf der Form 408,
- Blaues Rosendekor von der PF Wilhelm Jäger (Kaffee- und Speise-Service) auf der Form 452,
- Delft, Schiffsmotive oder Windmühlen, wurden dekoriert von der PF Wilhelm Jäger (Kaffee-Service), aber auch von der PF Kalk auf der Form 138.
- ein gestempeltes blaues Art-Deco-Dekor (mit bislang nicht bekanntem Dekornamen) von der PF Kalk (Kaffee- und Speise-Service und viele Sonderteile) auf den Formen Feston und Ernst 1932 (Tee-Service),
- Atlantis als Variante der gestempelten Indi(ani)schen Blume in blau von der PF Kalk (Kaffee-Service) auf den Formen Feston.
Ende der 1940er Jahre wurde beispielsweise von der PF Reinecke eine Reihe von Unterglasur dekorierten Geschirre (Vasen, Kaffee- und Speise-Service) mit verschiedenen Farben (grün, rot, braun und blau) im stilistichen Rückgriff auf den Art nouveau produziert. Die PF Kalk schuf mit Japan ein großblütigen stempelbaren Dekor für die Dekorformen Feston und Form 420 für den Massenmarkt, später dann die Dekore Japanblau und Indigo.
Die für den Export geschaffene Marke Original Blauw Saks der VEB Porzellanwerke Eisenberg ist einfach nur das Indischblau-Dekor, ohne oder seltener auch mit dem Halbspitz als Dekorelement. Gelegentlich finden sich auch Porzellanscherben mit einem anderen Blaudekor mit gleicher Markung.
Anfang der 1970er Jahre wurde letztmalig Zwiebelmuster auf der Geschirrform Pompadour, gemarkt Fortuna Eisenberg, gestempelt. Dieser Dekor wurde mit der Übernahme von VEB Porzellankombinat Kahla nur noch im Hauptwerk in Kahla und in Triptis dekoriert.
Ein Schwerpunkt von porzellanfieber.de ist Porzellan unter der Glasur dekoriert. Hier besteht eine stete Suche nach weiteren Porzellanscherben, die die Sammlung bereichern. Angebote können gerne gemacht werden, dann bitte immer mit einer Zustandsbeschreibung, und auch Sachspenden werden angenommen.